RoRo-Schiff

Was ist ein RoRo-Schiff?
Unter einem RoRo-Schiff versteht man ein Transportschiff, das nach dem Roll on roll off- Verfahren (englisch für anrollen und wegrollen) beladen werden kann.
Das Gegenstück ist das LoLo-Verfahren, was aus den Begriffen „Lift on, lift off“ zusammengesetzt ist und einen Kran zum Heben der Lasten bzw. des Transportguts erfordert.
Das RoRo-Schiff hat sich mittlerweile flächendeckend durchgesetzt und gilt vor allem auf kurzen Strecken als meist verwendeter Schiffstyp im internationalen Warenverkehr. Die Vorteile sind zahlreich.
Was leistet ein RoRo-Schiff?
Bei einem RoRo-Schiff sind die Ladezeiten besonders kurz. Der Grund liegt darin, dass innerhalb des Schiffes kaum Vorkehrungen getroffen werden müssen und auch keine externen Hilfsmittel erforderlich sind.
Fahrzeuge wie LKW, PKW oder auch Züge bzw. Waggons rollen schlichtweg auf das Schiff oder es werden Container über eigens zu diesem Zweck konzipierte Zugmaschinen an Bord geholt. Ein RoRo-Schiff besitzt meist nicht nur Lademöglichkeiten an Bug und Heck, sondern auch seitlich angebrachte Luken. Das Be- oder Entladen benötigt vielfach nur wenige Stunden und auch im Hafen muss keine ausgeklügelte Infrastruktur vorhanden sein.
Mit einem RoRo-Schiff lassen sich sowohl kurze als auch mittlere Strecken abdecken. Gute Beispiele hierfür liefert der Seeverkehr über die Ostsee und doch existieren auch transatlantische Verbindungen via RoRo-Schiff. Die Geschwindigkeiten, die ein RoRo-Schiff erreichen kann, liegt bei rund 20 Knoten, bei Fährschiffen, die im erweiterten Sinne ebenfalls in diese Kategorie gezählt werden können, sind es sogar 24 Knoten.
Wer heute jedoch ein RoRo-Schiff einsetzt, arbeitet mitunter auch mit dem Slow Steaming, da hierdurch erheblich an Treibstoff gespart wird und der Transport der Güter effizienter vonstatten geht. Als Schnellfähren, wie sie in der Personenschifffahrt zum Einsatz kommen oder gar Katamarane werden RoRo-Schiffe jedoch nicht konstruiert.
Ein heutiges RoRo-Schiff ist vor allem auf LKW ausgelegt. Wo es früher noch reine Eisenbahnfähren gab, ist dieses Segment kaum noch vorhanden und man spricht von Kombifähren.
Was spricht gegen ein RoRo-Schiff?
Das RoRo-Schiff ist natürlich nicht immer die beste Wahl. Zu beachten ist stets, dass die Außenhaut der Schiffe mit großen Öffnungen versehen ist. Baubedingt ergeben sich dadurch potenzielle Risiken für das Eindringen von Wasser.
Heutige Schiffe sind allerdings durch zahlreiche Schotts gegen entsprechende Vorfälle gesichert. Zudem existieren Speigatten und Lenzpumpen, die überschüssiges Wasser schnell wieder von Bord transportieren. Wirft man einen Blick auf die Zahl der gesunkenen RoRo-Schiffe, so hält sich diese mit zwölf seit den 1950er Jahren jedoch in recht engen Grenzen.
Geschichte der RoRo-Schiffe
Mancherorts werden die ersten RoRo-Schiffe bereits für die Zeit der Kreuzzüge angenommen. Fest steht, dass seinerzeit mit Torschiffen gearbeitet wurde, die in der Lage waren, ganze Fuhrwerke mitsamt der Pferde aufzunehmen. Über Rampen wurden die Pferde an Bord und von Bord gebracht, sodass es sich um für die damalige Zeit hoch effiziente Flottentransporter handelte.
In der Neuzeit war ein RoRo-Schiff vor allem im Bereich der Eisenbahnfähren im Binnenverkehr bekannt und auch die Landungsboote der Alliierten im Zweiten Weltkrieg funktionierten weitgehend nach dem Prinzip „roll on, roll off“.
Nach und nach entdeckte auch die zivile Personenschifffahrt die Vorteile, was vor allem seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der fortschreitenden Nutzung privater PKW der Fall war. Es entstanden Autofähren und parallel hierzu RoRo-Schiffe, die Güter transportierten.
Kombinierte Formen von RoRo-Schiffen
In der heutigen Zeit wird das Prinzip „RoRo-Schiff“ immer wieder kombiniert und individuellen Anforderungen angepasst. Auf diese Weise entstanden eine Reihe von Schiffstypen wie das ConRo-Schiff oder auch das LoRo-Schiff und das RoPax-Schiff. Der Vorteil besteht in der Kombination verschiedener Transportformen, sodass eine Reederei allen vorhandenen Ansprüchen gerecht werden kann.
Ein ConRo-Schiff kombiniert die Möglichkeiten eines klassischen Containerschiffs, mit denen, die ein RoRo-Schiff bietet. Seit den 1960er Jahren sind entsprechende Schiffe im Einsatz und verfügen sowohl über Autodecks bzw. Decks für Trailer als auch über die klassischen Laderäume für den Containertransport.
Mit einem LoRo-Schiff werden ebenfalls gemischte Ladungen transportiert, wobei auch militärischen Zwecken entsprochen werden kann. Dieser Schiffstyp kommt auch in Regionen zum Einsatz, in denen Containerschiffe oder ein RoRo-Schiff nicht geeignet sind bzw. die den Einsatz nicht erlauben. Es handelt sich bei diesem Schiffstyp allerdings eher um Spezialschiffe und betriebswirtschaftlich gesehen um einen Nischenmarkt.
Besonders wichtig ist das RoPax-Schiff, wobei es sich um eine Mischung aus einem Transport- und einem Personenschiff bzw. einer Fähre handelt. Es lassen sich dabei die Decks ebenso befahren wie der untere Bereich, in dem die Fahrzeuge während der Park sicher geparkt sind. Derartige RoRo-Schiffe verfügen über eine umfangreiche Infrastruktur an Restaurants, Bars und Geschäften und bescheren der Reederei auf diese Weise lukrative Mehreinnahmen.
Das größte RoRo-Schiff der Welt
Eines der größten RoRo-Schiffe der Welt ist die Skåne. Das Schiff ist ein kombiniertes Eisenbahn- und RoPax-Fährschiff und lief im Jahr 1997 vom Stapel. Dieses RoRo-Schiff misst 199 Meter in der Länge und ist 29,60 Meter breit. Der Tiefgang beträgt bis zu sieben Meter, die Vermessung 42.705 BRZ. Genutzt wird das Schiff mit seinen vier Dieselmotoren und einer Gesamtleistung von fast 40.000 PS unter anderem auf der Fährlinie zwischen Rostock und dem schwedischen Trelleborg.
Die Skåne kann 600 Passagiere und 55 Waggons sowie 500 PKW an Bord nehmen. Die laufenden Spurmeter betragen 1.110 für die Schiene und 3.295 für den RoRo-Bereich.
Ebenfalls ein Anwärter auf den Titel als größtes RoRo-Schiff ist die MS Celine, die zwischen Rotterdam, Zeebrugge, Dublin und London verkehrt. Dieses Schiff wurde 2017 gebaut und ist 234 Meter lang und 38 Meter breit. Der Tiefgang liegt bei 6,40 Meter.
Noch größer und ebenfalls in den Bereich RoRo-Schiff gehören die baugleichen Schiffe der Mark-V-Klasse, die in den Jahren 2011 und 2012 unter den Namen Tønsberg, Parsifal, Tysla und Salome vom Stapel liefen. Es handelt sich um reine Autotransporter mit der Kapazität von 6.000 PKW und einer Länge von 265 Meter. Die Breite liegt bei 32,26 Meter, der Tiefgang bei bis zu 12,30 Meter und die Vermessung bei 75.251 BRZ.
Im direkten Vergleich mit den größten Containerschiffen sowie Massengutfrachtern aber auch Kreuzfahrtschiffen und Öltankern nehmen sich die Maße, die ein RoRo-Schiff haben kann, aber immer noch bescheiden aus. Längen von mehr als 300 Meter sind in diesem Bereich keine Seltenheit. Es werden jedoch immer neue RoRo-Schiffe konstruiert, sodass das Knacken der 300 Meter- Marke vermutlich nur eine Frage der Zeit ist.