Reederei

Was ist eine Reederei?
Eine Reederei ist ein Unternehmen, das sich mit Schifffahrt beschäftigt. Dabei ist es meist so, dass Reeder entweder in der Seeschifffahrt oder der Binnenschifffahrt unterwegs sind. Interessant ist dabei, dass nicht jede Reederei mit eigenen Schiffen unterwegs ist, sondern auch Schiffscharter betrieben wird.
Eine Statistik der größten Reedereien der Welt ergibt, dass nur rund die Hälfte der Flotten aus Eigenschiffen besteht – die andere Hälfte wird durch Charter genutzt.
Woher stammt der Begriff Reederei?
Der Begriff Reederei geht auf die Reede zurück. Gemeint ist damit ein Ankerplatz aber auch ein Platz, an dem Schiffe ausgerüstet werden. Bis heute spricht man davon, dass ein Schiff „auf Reede geht“, wenn es auf die Einfahrt in einen Hafen oder die Durchfahrt durch einen Kanal oder eine Schleuse wartet.
Wie arbeitet eine Reederei?
Entsprechend deutschen Rechts, konkret §476 HGB, ist eine Reederei dadurch gekennzeichnet, dass eine juristische Person, eine Personengesellschaft oder auch ein Kaufmann entsprechend des HGB ein Schiff besitzt bzw. dessen Eigentümer wird.
Unterschieden wird zwischen Einschiffgesellschaften und Partenreedereien, bei denen sich mehrere Personen oder Unternehmen zusammenschließen. Auch ist von der Linienreederei die Rede, bei denen die Schiffe nicht zwingend besessen werden müssen. Die großen Reederei-Unternehmen sind heutzutage meist Linienreeder, sowohl mit eigenen als auch mit gecharterten Schiffen.
Sinn und Zweck einer Reederei ist sowohl die Ausrüstung als auch der Unterhalt eines Schiffs. Zudem ist der Reeder für das Personal an Bord verantwortlich und zahlt diesem die Heuer. Alle Aufgaben, die mit der Bereederung zu tun haben, können auch an Vertragsreeder ausgelagert werden und müssen somit nicht von der Reederei selbst übernommen werden.
Ebenfalls eine mögliche Aufgabe einer Reederei ist die Befrachtung, die allerdings vielfach eher in das Ressort eines Schiffsmaklers fällt. Zu unterscheiden ist zwischen einer Reederei und einem Schiffseigner, wobei der Letzt genannte stets Eigentümer eines Schiffes ist.
Ein interessantes Detail ist die Existenz von faktischen Reedereien, die gemäß Gesetz keine solchen sind, weil sie keine eigenen Schiffe als Eigentümer betreiben. Auch ist darauf hinzuweisen, dass die meisten Reedereien Partenreedereien sind, weil kaum jemand das ausreichende Kapital für den alleinigen Betrieb eines Schiffes hat.
Wohlgemerkt: von Partenreederei spricht man auch dann, wenn der Reeder ein Unternehmen ist.
Wer arbeitet mit einer Reederei zusammen?
Eng mit einer Reederei zusammen arbeiten in aller Regel die Schiffsmakler, Klarierungsagenten sowie Linienagenturen. Ein Schiffsmakler kümmert sich nicht nur um den Kauf und Verkauf der Schiffe bzw. – analog zu einem Makler im Immobilienbereich – um deren Vermittlung, sondern auch um die Befrachtung.
Der Lohn besteht in einer so genannten Kommission, die einen prozentualen Anteil an der Fracht oder der Zeitchartermiete ausmacht. Schiffsmakler sind in Deutschland meist gelernte Schifffahrtkaufleute.
Ein Klarierungsagent ist für die Abfertigung von Waren zuständig und stellt sicher, dass diese durch den Zoll gelangen. Des Weiteren obliegt dem Klarierungsagenten die Abwicklung von Fragen aus den Bereichen Einwanderung, Gesundheit und die Beschaffung von Proviant sowie Ersatzteilen. Klarierungsagenten arbeiten in den jeweiligen Häfen.
Zuletzt existieren auch Linienagenturen, die eine oder auch verschiedene Linienreedereien vertreten. Wer möchte, kann hier eine Analogie zu einem Handelsvertreter herstellen, wobei die vermittelte Ware der Transport ist. Die Dienstleistungen der Linienagenturen sind sowohl das Frachtinkasso als auch die Akquise von Ladungen, Anmeldung, Auslieferung und die Dokumentation.
Reedereien und Containerschiffe
In den 1950er und 60er Jahren erlebte die Branche der Reederei eine regelrechte Revolution. Die Rede ist von der Erfindung der Containerschifffahrt, die deutlich größere Transportkapazitäten mit sich brachte.
Die Idee stammte vom Spediteur Malcolm McLean, der schlichtweg nicht mehr mit so unterschiedlichen Formaten wie Ballen, Paletten, Säcken und Fässern hantieren wollte. Der Container ist ein Großbehälter, der sich direkt vom Zug oder LKW aufs Schiff und zurück verladen lässt und dessen Größe normiert ist. Die erste Reederei, die auf Container setzte, war Pan-Atlantic, die später den Namen SeaLand Industries erhielt. Diese Reederei baute mit der Ideal X das erste Containerschiff, das 1956 von Newark nach Houston fuhr.
Die ersten Container in einem deutschen Hafen kamen mit der MS Fairland 1966 in Bremen an und läuteten eine neue Ära ein. Erfinder Malcom McLean soll gesagt haben: „I don‘t have ships, I have seagoing trucks“ und brachte damit die Besonderheit der neuen Transportmethodik auf den Punkt.
Wie alt sind die ältesten Reedereien der Welt?
Der Betrieb einer Reederei war bereits seit den Fahrten eines Christoph Kolumbus oder Vasco da Gama bekannt, wenngleich die meisten Schiffe seinerzeit noch von den jeweiligen Königreichen auf die Weltmeere geschickt wurden und sich somit nicht in Privatbesitz bzw. im Besitz eines Unternehmens befanden.
In Deutschland ist die Sloman-Reederei mit Gründungsjahr 1793 das älteste Unternehmen dieser Art und Firmensitz in Bremen. Weltweit galt Stephenson Clarke Shipping als älteste Reederei der Welt. Gegründet wurde das britische Unternehmen im Jahr 1730, ging jedoch 2012 in die Insolvenz.
Welche Reederei ist weltweit bedeutend?
In der Liste der größten Reedereien der Welt tauchen sowohl Unternehmen aus Europa als auch aus Asien auf. Im Jahr 2019 waren die größten Reedereien fast ausschließlich Container-Reedereien.
Die Nummer eins stammt aus Dänemark und ist die Mærsk Line mit 707 Containerschiffen, die zum Teil bis zu 399 Meter lang sind.
Dahinter rangiert mit der Mediterranean Shipping Company ein Unternehmen aus der Schweiz mit 515 Schiffen und auf dem dritten und vierten Platz folgen die CMA CGM Group (Frankreich) und die China Ocean Shipping Company alias Cosco, gefolgt von der deutschen Hapag-Lloyd auf Rang fünf.
Die Reederei-Branche heute
Die Reederei-Branche ist seit einigen Jahren einem enormen Wettbewerb sowohl hinsichtlich der Größe der Schiffe als auch im Bereich der Modernisierung ausgesetzt. Dabei spielen Aspekte der Ökologie und Nachhaltigkeit zunehmend eine Rolle. Besonders groß sind die Triple-E-Schiffe, deren Effizienz kontinuierlich gesteigert wird.
Wer einen Blick auf den weltweiten Reederei-Markt wirft, entdeckt eine enorme Konsolidierung in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Allein 2015 und 2016 verschwanden acht der bis dato größten Unternehmen komplett vom Markt und der Marktanteil der fünf größten Akteure liegt mittlerweile bei mehr als 60 Prozent.
Viele Reedereien gehen mittlerweile auch Allianzen untereinander an, um Kapazitäten perfekt auszunutzen. Fakt ist, dass diese Phänomene ebenso wie die Digitalisierung und der wachsende Welthandel für einen sehr spannenden Markt sorgen.