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Küstenmotorschiff

Küstenmotortschiff Kümo Short sea ship shipping coaster feeder vessel coastal marvest
©pixabay

Küstenmotorschiff oder Coaster

Ein Küstenmotorschiff ist entsprechend der Namensgebung ein Frachtschiff, das vor allem im Bereich von Küsten zum Einsatz kommt.

In der Umgangssprache werden die entsprechenden Schiffe auch als „Kümo“ abgekürzt und sind sowohl in der Lage, auf See als auch in Binnengewässern zu fahren. Möglich ist der Transport von Stück- und Schüttgut aber auch von Containern.

Tankschiffe fallen nicht unter die gängige Definition von Küstenmotorschiff, unabhängig von Größe oder Einsatzgebieten. Interessant ist ein Blick auf die unterschiedlichen Definitionen von „Küstenmotorschiff“, die sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändert haben.

Was ist ein Küstenschifffahrt bzw. short-sea trade?

Um zu verstehen, was ein Küstenmotorschiff ist, bedarf es erst einmal einer gängigen Definition von Küste.

Fakt ist, dass der Küstenbereich in den letzten Jahrzehnten immer weitläufiger definiert wurde, sodass sich auch die Einsatzradien der Küstenmotorschiffe erweiterten. Im englischen Sprachgebrauch wird gemeinhin zwischen dem „Short-sea trade“ und dem „Deep Sea Trade“ unterschieden, wobei es sich auch hier nicht um feststehende und klar gegeneinander abgegrenzte Begriffe handelt.

Dies offenbart bereits ein Blick in ein so gängiges Online-Lexikon wie „Wikipedia“, das als Synonyme für „Short-sea shipping“ auch Begriffe wie „coastal trade“, „coastal shipping“ oder auch „coasting trade“ und „coastwise trade“ anbietet und damit stets das englische Wort für „Küste“ mitdenkt. Die Europäische Kommission spricht allerdings vom „Short-sea trade“, mancherorts ist allerdings auch von „marine highways“ und „motorways of the sea“ die Rede, was die Begriffsdefinition nicht gerade leichter macht.

Die Relevanz der Küstenschifffahrt ist enorm. Statistiken weisen allein für Europa einen Anteil von rund 40 Prozent am Gesamtaufkommen auf, wobei ein Großteil über Flüsse und Kanäle transportiert wird und damit der Binnenschifffahrt zuzurechnen ist. Klassische Binnenschiffe haben als Schub- oder Koppelverbände ein Ladevermögen von bis zu 6.000 Tonnen und entsprechend in etwa der Kapazität der Küstenmotorschiffe.

Besonders wichtig für das short-sea shipping in Europa ist der Hafen von Rotterdam, was mit den perfekten Verbindungen zum Rhein und damit in Richtung Ruhrgebiet zusammenhängt. Ebenfalls eignen sich Maas, Waal sowie die Schelde und der Amsterdam-Rhein-Kanal.

Abnehmer für die Lasten ist vor allem der große Binnenhafen in Duisburg. Ebenfalls bedeutend sind die Häfen von Hamburg, Felixstowe in Großbritannien sowie Le Havre.

Was ist ein Küstenmotorschiff?

Was ist nun ein Küstenmotorschiff? Ganz einfach ein Schiff, das aufgrund seiner Maße auf kurzen Distanzen eingesetzt wird.

Eine griffige Definition geht von einer Nutzlast zwischen 1.000 DWT (tonnes deadweight) und 15.000 DWT aus. Der Tiefgang eines  Küstenmotorschiffs beträgt dabei zwischen drei und sechs Meter. Für die 1980er Jahre existiert ein durchschnittlicher Wert von 3.039 Tonnen, wobei sich diese Zahl historisch stetig erhöht hat.

Als grobe Umrechnungseinheit lässt sich die Ladung eines LKW heranziehen, wobei ein handelsüblicher 40-Tonner rund 25 Tonnen laden kann, womit ein  Küstenmotorschiff mindestens 40 LKW und im Schnitt zwischen 100 und 200 LKW entspricht.

Entwicklung der Küstenmotorschifffahrt in Deutschland

In Deutschland fand der Einsatz von Küstenmotorschiffen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts und noch einige Jahrzehnte danach vor allem mit Segelschiffen statt. Gefahren wurde im Inland sowie innerhalb des Nord- und Ostseeraumes.

Interessant ist dabei, dass sich der Einsatz der seinerzeit bereits gängigen Dampfschiffe auf den kurzen Distanzen nicht lohnt, sodass die Kümos technisch anders funktionierten. Dies änderte sich erst, als die ersten Hornsby-Akroyd-Motoren und Dieselmotoren aufkamen und die Segelschiffe verstärkten.

Der Vorteil, den ein Küstenmotorschiff ist enorm, denn dank der Fähigkeit, sowohl auf dem Meer als auch auf Flüssen unterwegs zu sein, entfällt eine Zwischenstation. Es kann direkt am Seehafen umgeladen werden und teilweise sind auch Routen von etwas weiter entfernten Seehäfen direkt ins Binnenland denkbar.

Die historische Entwicklung erfolgte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts anhand von Rhein-See-Schiffen oder auch Fluss-Seeschiffen. Gekennzeichnet sind diese – wie auch andere  Küstenmotorschiffe – durch eine in der Höhe verschiebbare Kommandobrücke. Nötig ist dies natürlich aufgrund der Brücken, die sonst nicht passiert werden könnten.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem folgenden so genannten „Wirtschaftswunder“ erlebte das Küstenmotorschiff einen regelrechten Boom.

Vor allem die Konstruktion des Ingenieurs Adolf Weselmann setzte sich durch, sodass zwischen 1948 und 1953 von „Weselmännern“ und „Volkswagen der Kümos“ gesprochen wurde. Ein Weselmann konnte bis zu 650 Tonnen transportieren und wies einen Tiefgang von maximal 2,87 Meter auf.  Nach und nach wurden die Küstenmotorschiffe größer und vor allem die so genannten Feederschiffe erreichen Kapazitäten, die früher lediglich im Übersee-Verkehr denkbar gewesen wären.

Wo wird ein Küstenmotorschiff eingesetzt?

Ein Küstenmotorschiff wird heute vor allem im Regelverkehr eingesetzt und fährt somit stets dieselbe Route und zu feststehenden Zeiten.

Die meisten Terminals der Containerhäfen werden von den Kümos bedient und umgekehrt, erhält ein Küstenmotorschiff dort Waren aus Übersee zur Weiterverteilung im Binnenland. Die Rede ist nahezu immer von Containerschiffen, da diese Form des Transports längst den Löwenanteil der Schiffsfracht ausmacht.

Häufige Routen in der Küstenschifffahrt befinden sich sowohl an der Unterelbe als auch am Rhein. Letzterer Fluss ist sogar bis Basel schiffbar, sodass die Industriegebiete im Rhein-Neckar-Bereich sowie natürlich das Ruhrgebiet und auch der Industriestandort Basel gut angebunden sind. Als Küstenschifffahrt können übrigens auch die Aktivitäten der berühmten norwegischen Hurtigruten gelten.

Hier handelt es sich entsprechend der Definition zwar um eine Route für Postschiffe, doch ist deren Bedeutung letztlich mit der eines Kümos vergleichbar.  In den Jahren zwischen 1896 und 1995 existierte der Verband Deutscher Küstenschiffseigner, der sich mit dem VDR, dem Verband Deutscher Reeder zusammenschloss.

Bekannte Küstenmotorschiffe

Bekannt waren nicht nur das fiktive Küstenmotorschiff aus der TV-Serie „Kümo Henriette“ , das 1931 in Groningen gebaut wurde und bis 1987 unter verschiedenen Namen fuhr oder die Henriette II. die 1960 als „Axel“ vom Stapel lief, sondern auch eine Reihe anderer Kümos. Im Ort Wischhafen bei Hamburg existiert sogar ein eigenes Küstenschifffahrts-Museum mit dem 1956 gebauten Kümo „Iris-Jörg“ und einer Reihe weiterer Exponate.

Gebaut wurden die meisten Küstenmotorschiff übrigens traditionell in Friesland, genauer gesagt in Groningen, wobei mit der Zeit auch Werften an anderen Orten wie Wolgast oder Hamburg-Neuenfelde hinzukamen.

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