Der Hafen von Rotterdam
Der Hafen von Rotterdam
Der Hafen Rotterdam ist der bei weitem größte Tiefwasserhafen Europas und rangiert auch weltweit innerhalb der Top Ten. Einer der Gründe ist sicherlich die Lage im Delta von Rhein und Maas und damit direkt an der Nordsee.
Ein Unterschied zu den übrigen Nordseehäfen ist der mögliche Tiefgang von 24 Metern, der den Hafen Rotterdam auch für die Giganten der Meere anfahrbar macht. Die Fläche des Hafens beträgt rund 100 Quadratkilometer, die Ausdehnung liegt bei knappen 40 Kilometern.
Entwicklung des Hafen Rotterdam
Am Anfang stand ein Fischerdorf an der Rotte. Der kleine Fluss gab Rotterdam seinen Namen und mündet auf dem Stadtgebiet in die Maas.
Wer heute in der Stadt unterwegs ist, kann einen Blick auf die Hoogstraat werfen, die mit ihren heute 820 Metern die Unterteilung zwischen Landstadt und Wasserstadt markierte und somit eine Art Hafenbegrenzung darstellte. In den ersten Jahren seit seiner Entstehung im 14. Jahrhundert war der Hafen Rotterdam eher von regionaler Bedeutung und erst im Zuge der Industrialisierung erfolgte ein zunehmendes Wachstum.
Im 19. Jahrhundert war vor allem die der Innenstadt abgewandte südliche Seite der Maas für die Hafenentwicklung relevant. Im Stadtteil Feijenoord mit seinem weltbekannten Fußballclub lebten die meisten Hafenarbeiter, während der Hafen selbst vom Nordufer aus weiter wuchs. Einen regelrechten Meilenstein stellte die Eröffnung des Nieuwe Waterwegs dar, der auf einer Strecke von 20 Kilometern das Mündungsgebiet von Rhein und Maas mit der Nordsee verbindet und im Jahr 1872 freigegeben wurde.
Nur zehn Jahre später übernahm die Stadt Rotterdam den Hafen und sorgte für einen rasanten Ausbau. Hafenanlagen wurden ebenso wie Verladekrane und Lagerflächen zur Vermietung angeboten und konnten auch stundenweise genutzt werden. Das Modell erwies sich als ungemein erfolgreich, sodass der Hafen weiter wachsen konnte.
In den 1920er Jahren folgten im Hafen Rotterdam der Rijnhaven, der Waalhaven und der Maashave und am Ende des Jahrzehnt folgten die ersten Ansiedlungen petrochemischer Industrie, die auch in den folgenden Jahren das Gesicht des Hafens prägen sollten. Nachdem der Europoort in den 1950er Jahren gebaut war, nahm Rotterdam ab 1962 den Rang des größten Hafens der Welt ein. Vor allem der Transport und die direkte Verarbeitung von Rohöl waren und sind relevant.
Hinzu kommt, dass auf dem Gebiet des Europoort auch Kapazitäten für Schüttgut geschaffen wurden und die größten Schiffe dieser Art fast nur in der niederländischen Metropole vor Anker gehen können, womit vor allem Erz oder Getreide umgeschlagen werden. Der Hafen Rotterdam profitierte vor allem in der Nachkriegszeit von der weiterhin intakten Zufahrt über den Rhein, der kontinuierlich für die Schifffahrt erweitert wurde.
Im direkten Vergleich mit dem Hafen Hamburg ist festzustellen, dass dieser aufgrund der deutschen Teilung bald die Elbe als „Hinterland“ verlor und somit einen Standortnachteil erlitt.
Der Hafen Rotterdam gestern und heute
Die jüngere Vergangenheit ist auch beim Hafen Rotterdam vom Containerumschlag geprägt. Die ersten Container wurden 1966 gelöscht und schon 1967 wurde der ECT (European Container Terminal) im Eemshaven in Betrieb genommen. Seit den 1980er Jahren landeten Containerschiffe auch auf der Maasvlakte, einer künstlichen Insel unweit der Maasmündung.
Es zeigte sich jedoch, dass die stetige Erweiterung nicht mehr mit dem Naturschutz und den Interessen der Bevölkerung vereinbar war, sodass der Hafen Rotterdam immer weiter aus der Innenstadt verschwand. Diese wurde durch verschiedene Entwicklungsprogramme attraktiver gemacht, während der Hafen vor allem auf der Maasvlakte und der im Bau befindlichen zweiten Maasvlakte liegt.
Statistisch betrachtet, war der Hafen Rotterdam noch bis ins 21. Jahrhundert hinein die weltweite Nummer eins und wurde erste vor wenigen Jahren von Shanghai und Singapur überholt.
Zahlen zum Hafen Rotterdam
Die Zahlen, die den Hafen Rotterdam ausmachen, sind beeindruckend. So lag der Umschlag an Seegütern im Jahr 2018 bei fast 469 Millionen Tonnen, was gegenüber den vorangegangenen Jahren ein erneutes leichtes Wachstum bedeutete.
Die Zahl der Schiffe, die den Hafen Rotterdam jährlich anlaufen, liegt bei 30.000 allein im Seebereich und 105.000 Binnenschiffen.
Rund 320.000 Menschen leben vom Hafen Rotterdam der einen Anteil von stolzen sieben Prozent am niederländischen Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet. Vor allem Erdöl ist für den Hafen Rotterdam relevant, was auch an den Pipelines mit direktem Zugang zum Ruhrgebiet sowie nach Antwerpen liegt. Des Weiteren befinden sich im Hafen Rotterdam gleich vier große Raffinerien und diverse Unternehmen aus der Erdöl- oder Chemiebranche kümmern sich um die Weiterverarbeitung. Selbiges gilt auch für die Gasunternehmen und die Firmen, die direkten Handel mit Öl betreiben.
Der Hafen Rotterdam ist auch für Kohle, Obst und Gemüse sowie für Container relevant und hat in allen genannten Bereichen europaweit die Nase vorn. Bemerkenswert ist die perfekte Logistik mit der Möglichkeit, Güter sowohl schnell über die Autobahnen ins Hinterland zu transportieren (2017: 56 Prozent des Weitertransports) als auch die Schifffahrtwege über Rhein, Main, Main-Donau-Kanal und Donau quer durch Europa zu nutzen. Des Weiteren versteht sich von selbst, dass der Hafen Rotterdam auch einen großen Güterbahnhof besitzt und entsprechend viel über die Schiene transportiert wird.
Vor allem die Betuweroute aus dem Jahr 2007 ist hier von Relevanz und bindet Rotterdam an Zevenaar im Gelderland an, von wo es in Richtung Emmerich und Rhein-Ruhr-Region geht.
Wie wird der Hafen Rotterdam verwaltet?
Verwaltet wird der Hafen Rotterdam vom Havenbedrijf Rotterdam bzw. Hafenbetrieb Rotterdam. Die Rede ist von einem Unternehmen mit 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das einen Umsatz in Höhe von 710 Millionen Euro erwirtschaftet (2019).
Die Aktiengesellschaft ist nicht an der Börse notiert und gehört zu 70 Prozent der Gemeinde Rotterdam und zu 30 Prozent dem niederländischen Staat. Aufgeteilt ist das Unternehmen in diverse Abteilungen, darunter das Finanzielle- und Informationsmanagement oder auch die Hafenmeisterei, Gesundheitsbehörden, Tourismus etc.
Innovationen am Hafen Rotterdam
Einer der Pluspunkte des Hafens Rotterdam ist dessen hohe Innovationskraft. So wird beispielsweise seit 2018 verstärkt mit Hybridschiffen gefahren, womit bei den regelmäßigen Patrouillen deutlich weniger Emissionen verursacht werden.
Des Weiteren verfügt Rotterdam über ein so genanntes Innovationsökosystem und fördert Unternehmen im Hafenbereich, die sich vor allem in ökologischer Hinsicht als Pioniere positionieren möchten. In Rotterdam wurde die Digitalisierung bereits zu einem frühen Zeitpunkt entschieden vorangetrieben, was sich auch anhand der zahlreichen „Port Forward“- Lösungen zeigt.
Auch wurde das Ziel der CO2-Neutralität ausgegeben und wird seitdem sowohl im Bereich der Infrastruktur als auch in der Energiegewinnung verfolgt. Rotterdam möchte sich dabei nach eigenen Aussagen zu einer „Waste-to-Value-Drehscheibe“ entwickeln.