Green Shipping

Green Shipping
In den frühen Zeiten der Seeschifffahrt waren Begriffe wie das „Green Shipping“ noch fremd. Schiffe fuhren mit der Kraft des Windes und waren als Segelschiffe vollkommen frei von Emissionen. Ändern sollte sich dies erst im Kontext der Industrialisierung und mit Entstehen der ersten Dampfschiffe.
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts begannen sich Schiffe ohne Segel durchzusetzen und das erste Schiff, dass komplett mit Motoren in Hochseegewässern unterwegs war, war die „Teutonic“ des Jahres 1889. Ab dem 20. Jahrhundert fristeten Segelschiffe nur noch ein museales Dasein und die Frachtschiffe aber auch Passagierschiffe und Fischereiboote arbeiteten ausschließlich mit Verbrennungsmotoren.
Schifffahrt und Umweltschutz
Der Bedarf nach Green Shipping ist deshalb aufgekommen, weil eine zunehmende internationale Schiffsflotte maßgeblich zur Verschmutzung der Meere beiträgt.
Zwar gilt die Schifffahrt im Vergleich zum Luftverkehr oder der Straße als relativ umweltfreundlich, doch ist vor allem der hohe Schwefelgehalt des Treibstoffs ein ernst nehmendes Problem. Als Richtwert für die Emissionen kann der spezifische Energieverbrauch (SEC) als Energieverbrauch für den Transport einer Tonne über einen Kilometer herangezogen werden, wobei Schiffe bei einem Wert von fünf bis zehn liegen und Frachtflugzeuge bei 400 bis 600 g/t km.
Dennoch ist Green Shipping erforderlich, da Marinediesel für einen erhöhten Ausstoß an Schwefeldioxid führt. Hinzu kommt naturgemäß auch CO2 und weitere Emissionen entstehen bei der Schifffahrt durch Abfälle, Öl, Abwasser und Fluorchlorkohlenwasserstoffe sowie Stickoxide.
Der Anteil der Schifffahrt an den gesamten von Menschen erzeugten CO2-Emissionen liegt bei rund drei Prozent, bei Stickoxid liegt der Wert bei 15 Prozent, bei Schwefeldioxid bei 13 Prozent. Die Probleme sind erkannt und mehr und mehr Reedereien sowie Hersteller von Schiffsmotoren und Schiffen arbeiten an Lösungen, die unter dem Oberbegriff „Green Shipping“ zusammengefasst werden können.
Wohlgemerkt: es handelt sich hierbei nicht um einen klar definierten wissenschaftlichen Terminus, sondern eher um eine Sammelbezeichnung, die auf unterschiedliche Weise interpretiert werden kann.
Was ist Green Shipping?
Übersetzt man den Begriff Green Shipping ins Deutsche, so ließe sich auch von grüner Schifffahrt sprechen. Es geht dabei um Nachhaltigkeit in der Branche, die für mehr als 90 Prozent des Welthandels verantwortlich ist bzw. diesen abwickelt.
Mehr als 36.000 Handelsschiffe sind weltweit registriert, womit die Relevanz der Thematik überdeutlich wird. Seit 2020 sind die neuen Emissionsrichtlinien der International Maritime Organisation (IMO) in Kraft, 2022 folgen neue Richtlinien für das Ballastwasser.
Die IMO gehört zu den treibenden Kräften im Bereich des Green Shippings und auch die Europäische Union (EU) hat 2006 eine „Strategie zur Reduzierung atmosphärischer Emissionen von Seeschiffen“ veröffentlicht, die letztlich auf mehr Green Shipping hinausläuft.
Maßnahmen für das Green Shipping
Die Maßnahmen, mit denen sich Green Shipping umsetzen lässt, sind vielfältig. In der Praxis wird dabei meist kombiniert, sodass sich die einzelnen Vorgehensweisen nur selten isoliert betrachten lassen.
Ein probates Mittel, um die Emissionen zu reduzieren, ist das Setzen auf alternative Treibstoffe. Ein Beispiel ist flüssiges Erdgas (LNG), das allerdings nur nach und nach Verwendung findet. Im Jahr 2013 waren es rund 100 Handelsschiffe, die in der weltweiten Schifffahrt mit LNG unterwegs waren. Eines der Probleme liegt hier in der zum Teil mangelnden Infrastruktur der Häfen.
Weitere Maßnahmen für das Green Shipping ist die Versorgung mit Landstrom. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, macht auch deshalb Sinn, weil die Schiffe ihre Maschinen auch im Hafen weiterlaufen lassen und dies in aller Regel unter Verwendung von Schweröl tun. Landstrom wird auch Cold Ironing genannt und ist ein maßgeblicher Faktor im Green Shipping. Sowohl im Hamburger Hafen als auch in Lübeck-Travemünde existieren bereits entsprechende Anlagen.
Die Liste lässt sich auch noch um die Entwicklung geeignete Filtertechnik erweitern. Was bereits im Automobilbereich funktioniert, gelangt auch bei Schiffen bzw. im Green Shipping zur Anwendung. SCR-Katalysatoren helfen bei der Reduzierung von Stickstoffemissionen und auch Entschwefelungsanlagen fallen in die Rubrik Filtertechnik.
Natürlich lässt sich anstelle von Schweröl auch mit dem deutlich umweltfreundlicheren Schiffsdiesel fahren, doch ist dieses deutlich teurer.
Green Shipping als Vorschrift
Die International Maritime Organization (IMO) hat vor allem hinsichtlich des Schwefelgehalts klare Vorgaben gesetzt. Der Gehalt von Schwefel darf seit 2020 nur noch ein halbes Prozent betragen.
In der Nord- und Ostsee sind ohnehin nur noch 0,1 Prozent erlaubt. Ein nächster Schritt wäre die Integration der Seeschifffahrt in den internationalen Handel mit CO2-Zertifikaten.
Ebenfalls wurde der maritime Handel im Rahmen des Pariser Klimaschutz-Abkommens des Jahres 2015 noch ausgeklammert, könnte jedoch bei künftigen Verträgen Bestandteil sein.
Finanzierung von Green Shipping
Green Shipping spielt auch in der Finanzierung eine große Rolle. Bei Projekten im Bereich Crowd Investing kann durchaus vorkommen, dass die Modernisierung eines Schiffs und die Umrüstung auf umweltfreundliche Technologien durch nachrangige Darlehen gesichert wird.
Auf diese Weise lässt sich sowohl in eine nachhaltige Zukunft der Schifffahrt investieren als auch von überdurchschnittlichen Renditen profitieren.
Fest steht, dass Green Shipping in Zukunft an Bedeutung zunehmen wird und diejenigen Reedereien gut aufgestellt sind, die schon jetzt die Zeichen der Zeit erkennen und in die richtige Richtung navigieren.