Fintechs und Banken

Fintechs und Banken
Fintechs und Banken stehen seit einigen Jahren in einem regelrechten Spannungsverhältnis zueinander.
Mancherorts wird sogar darüber spekuliert, ob die neuen Finanzdienstleister mittelfristig die Banken ablösen und an deren Stelle treten. Es ist hierzu allerdings zu bemerken, dass viele der Fintechs von den Banken selbst stammen oder von diesen finanziert werden, sodass es sich lediglich um eine neue Form des Vertriebs bzw. der Kundenbeziehung handeln könnte.
Fakt ist, dass in Deutschland bereits mehr als 400 derartige Unternehmen tätig sind und deren Zahl deutlich ansteigt. Vielfach handelt es sich um Start-Ups, die auf ausgeklügelter Technologie basieren und einzelne Aspekte der Finanzwelt abbilden bzw. teilweise besser bedienen als jede Bank. Nach heutigem Stand existieren Fintechs und Banken allerdings einträchtig nebeneinander und nur einige wenige Analysten sehen in den neuen „Playern“ eine disruptive Kraft, die die Banken zerstören könnte.
Spannend ist jedoch das Zitat des Microsoft-Gründers Bill Gates, der einmal feststellte: „Banking is necessary, banks are not“ und damit auf die Entbehrlichkeit der klassischen Banken hinwies.
Fintechs und Banken – eine kurze und eine lange Geschichte
Wer das Spannungsfeld zwischen Fintechs und Banken verstehen möchte, sollte zunächst einmal einen Blick auf die Entstehung der ungleichen Konkurrenten werfen.
Bei Fintechs ist die Geschichte recht schnell erklärt und soll am Ende dieses Absatzes stehen. Banken hingegen, blicken auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. In Deutschland bedarf es entsprechend §39 des Kreditwesengesetzes (KWG) einer Banklizenz, um überhaupt als Bank aufzutreten. Der Name „Bank“ stammt aus dem Langobardischen „banco“ und meinte ursprünglich den Tisch, an dem Geldwechsler saßen.
Die ersten Banken der Welt entstanden bereits in der Antike. Damals war die Frage nach Fintechs und Banken noch Jahrtausende entfernt und vor allem in Athen aber auch im alten Ägypten dienten die Banken dem Zweck, Schiffe zu finanzieren oder Hypotheken zu vergeben. Es existierten bereits bargeldlose Transaktionen oder es wurde Getreide als Zahlungsmittel verwendet und auch schon seinerzeit herrscht Kritik an zu hohen Zinsen.
Seine erste Blüte erlebte das Bankwesen im Florenz des 13. Jahrhunderts. Seit dem 14. Jahrhundert unterhielten florentinische Banken Filialen in allen europäischen Metropolen und nach und nach betraten weitere Unternehmen den Markt. Die älteste noch existierende Bank ist die Banca Monte dei Paschi die Siena, deren Geschichte sich bis ins Jahr 1472 zurückverfolgen lässt.
Heute gelten Banken als unentbehrlich und sorgen für einen reibungslosen Ablauf nahezu aller Finanztransaktionen. Hierzulande hat nahezu jeder ein Bankkonto und Transaktionen werden zunehmend bargeldlos und damit über Bankkonten abgewickelt. Bei näherem Hinsehen lassen sich verschiedene Bereiche innerhalb der Banken unterscheiden.
Da ist vom Privatkundengeschäft oder Firmenkunden die Rede, existiert ein Investmentbanking oder auch ein Kreditwesen und nahezu alle großen Banken vereinen eine ganze Fülle an Dienstleistungen unter ihrem Dach. Hierin besteht auch einer der größten Unterschiede zwischen Fintechs und Banken, da die neuen Finanz-Start-Ups nach dem Prinzip des „Unbundlings“ vorgehen und nur einzelne der klassischen Bankdienstleistungen anbieten.
Was sind Fintechs?
Hinter Fintechs verbirgt sich der englische Begriff „financial technology“ oder auf Deutsch die Finanztechnologie.
Genau genommen handelt es sich hierbei um einen Sammelbegriff, mit dem eine ganze Reihe an Erfindungen, Innovationen und Dienstleistungen zusammengefasst werden. Gemeinsames Bindeglied ist der Rückgriff auf Technologie, weshalb von Fintechs und Banken die Rede ist.
Vergleichbare Entwicklungen und Begriffsbildungen lassen sich auch im Versicherungswesen aufzeigen, wo InsurTechs den Markt aufmischen oder es ist von PayTechs für den Zahlungsverkehr und WealthTechs in der Vermögensverwaltung die Rede. Die beiden Letztgenannten übernehmen bereits einige Dienstleistungen, die bis dato Banken vorbehalten waren und lassen sich daher als Konkurrenten identifizieren.
Fintechs sind sowohl im Endkundenbereich als auch in der Beziehung zwischen Unternehmen zu finden und decken mittlerweile nahezu jeden Bereich des klassischen Bankwesens ab. Oftmals wird dabei das Erlangen einer Banklizenz vermieden, da diese vor allem in Deutschland mit hohen Anforderungen einhergeht und eine enorme Hürde für den Markteintritt darstellt.
Noch ist das Verhältnis zwischen Fintechs und Banken klar zugunsten der Banken definiert und die neuen Unternehmen liegen bei einem Marktanteil unterhalb von einem Prozent. Es sind jedoch insbesondere junge und technikaffine Kundinnen und Kunden die die Zeichen der Zeit erkannt haben und als Multiplikatoren fungieren können. Anders formuliert, kann sich im Bereich Fintechs und Banken durchaus eine Dynamik zugunsten der Fintechs entwickeln und einzelne Bereiche des Bankwesen können zunehmend digital abgewickelt werden.
Unterstrichen wird die Bedeutung der Fintechs auch durch das stetig steigende Volumen an Investitionen. Zwischen 2008 und 2015 sind die Investitionen um sage und schreibe 2.200 Prozent angestiegen und lagen bereits 2015 bei weltweit 22 Milliarden US-Dollar.
Allein in der Finanzmetropole London sind 40 Prozent der Arbeitskräfte im Bereich der Finanz- und Technologie-Dienstleistungen tätig. Als weitere Hochburgen der Branche gelten Amsterdam, Stockholm sowie Sydney und Singapur.
Charakteristisch für die genannten Standorte ist die Bereitschaft zu Investitionen und der Glaube an eine Zukunft der Fintechs. Auch Deutschland mischt auf dem Markt mit und bietet den europaweit zweitgrößten Markt.
Was bieten Fintechs und Banken?
Doch was bedeutet das alles konkret?
Mit welchen Dienstleistungen sind Fintechs erfolgreich und wie spüren dies die Endkunden. Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich ein Vergleich zwischen Fintechs und Banken in den Feldern, die verstärkt von den neuen Unternehmen besetzt werden. Sogar das klassische Banking und das Führen von Girokonten ist mittlerweile bei Fintechs möglich.
Der Mehrwert kann unter anderem darin bestehen, dass Fintechs nicht nur Kontodaten bereitstellen, sondern auch auswerten, wofür Geld ausgegeben wird. Mit einer entsprechenden App lässt sich nach Branchen ausdifferenzieren und wer bevorzugt bargeldlos einkauft, erhält einen Überblick darüber, wie viel Geld für Lebensmittel, Kleidung, Reisen etc. benötigt wird.
Eine weitere Möglichkeit, mit Fintechs erfolgreich zu sein, ist das bargeldlose Bezahlen.
Der Bezahldienstleister Paypal lässt sich durchaus auch als Fintech bezeichnen und ermöglicht weltweites Bezahlen per Klick. Paypal existiert seit 1998 und war lange Zeit Teil von Ebay. Als eigenständiges Unternehmen hat es den früheren Mutterkonzern längst an Wert überflügelt.
Weitere Fintechs bieten Finanzanalysen, Vergleiche zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten, Geld anzulegen oder sind im Bereich der ETF (exchange-traded funds) unterwegs. Des Weiteren werden Verbraucherkredite vermittelt oder die Fintechs treten als Vermögensverwalter auf. Die Liste der Möglichkeiten ließe sich beliebig erweitern, wobei besonders das Crowdfunding und Crowdinvesting Erwähnung verdient, weil es sich hierbei um probate Mittel der Geldanlage für Endkunden handelt.
Des Weiteren offenbaren sich die Unterschiede zwischen Fintechs und Banken vor allem dann, wenn es um das problemlose und transparente Anlegen von Geld geht. Oftmals liegen sowohl in puncto Rendite als auch in der kompletten Abwicklung regelrechte Welten zwischen den beiden Anbieterformen.
Geld anlegen bei Fintechs und Banken
Wer den Unterschied zwischen Fintechs und Banken erleben möchte, kann dies insbesondere im Bereich der Geldanlage tun.
Gerade hier verlieren die klassischen Banken mehr und mehr an Kundschaft, was schlichtweg daran liegt, dass Sparbuch, Festgeld und Co. kaum noch Rendite versprechen. Der Fairness halber sei erwähnt, dass mittlerweile selbst die örtlichen Banken und Sparkassen die Möglichkeiten der Teilhabe an den Aktienmärkten bieten, doch ist dies durch die Nutzung einschlägiger Fintechs deutlich leichter und vor allem günstiger zu haben.
Die klassischen Anlageprodukte von Banken sind seit eh und je festverzinslich. Die Rede ist von einem Sparbuch oder der etwas modernen aber unflexibleren Form als Festgeld über mehrere Jahre oder stetig verfügbares Tagesgeld. Das Prinzip ist stets dasselbe: der Endkunde leiht der Bank Geld zu einem feststehenden Zinssatz und erhält dieses nach Ablauf der Festlegungsfrist oder einmal im Jahr mitsamt Zinsen zurück.
So weit, so gut, doch liegen die Zinsen derzeit leider unterhalb von einem Prozent und damit meist auch unter der Inflationsrate. Anders formuliert, verliert man durch die Geldanlage bei Banken zumindest in Form von fest angelegtem Kapital real an Vermögen. Hinzu kommen Kosten für die Verwaltung und jede Menge „Gebühren“, die zusätzlich ins Geld gehen.
Wer Geld in Aktien oder Aktienfonds investieren möchte, kann dies natürlich auch bei den Banken tun, doch drohen auch hier deutlich höhere Transaktionskosten als bei einem Fintech, das sich hierauf spezialisiert hat. Des Weiteren existieren mittlerweile zahlreiche Formen der Geldanlage, die von Banken schlichtweg nicht angeboten werden.
Was Fintechs und Banken unterscheidet
Wer den Unterschied zwischen Fintechs und Banken besonders deutlich spüren möchte, kann dies vor allem in den Bereichen Crowdfunding und Crowdinvesting tun. Hier unterscheidet sich das komplette Prinzip und die komplette Herangehensweise von der einer Bank – und zwar für beide Seiten.
Crowdfunding und Crowdinvesting sind relativ neue Instrumente zur Finanzierung von Unternehmen, Projekten oder Geschäftsideen. Grundsätzlich ist auch die Finanzierung privater Projekte oder von Projekten aus dem sozialen Bereich möglich, sodass noch nicht einmal zwingend eine Rendite ausgelobt wird. Die Vielfalt der Crowd-Dienste ist enorm, sodass jeder das Passende findet.
Selbiges gilt auch für die zu erwartenden Zinsen, die vielfach im zweistelligen Prozentbereich liegen, was naturgemäß eine höhere Risikobereitschaft voraussetzt. Fintechs und Banken unterscheiden sich darin, dass die Beziehung zwischen den zu finanzierenden Unternehmen und den Investoren direkt ist und lediglich über das Fintech oder die entsprechende Plattform vermittelt wird. Banken treten nicht auf, sodass auch keine zusätzlichen Kosten entstehen.
Wer den Vergleich zwischen Fintechs und Banken unternimmt, stellt zudem fest, dass die Informationen beim Crowdinvesting oder Crowdfunding aus erster Hand stammen. Ein Unternehmen, das sich auf diese Weise Geld beschaffen möchte, muss durch Argumente überzeugen und kann vor allem durch Transparenz punkten.
Kennzeichnend ist die direkte Interaktion mit potenziellen oder tatsächlichen Investoren und das regelmäßige Berichten über den Stand der Dinge. Dies erfolgt ebenfalls über digitale Kanäle und in Echtzeit, sodass jeder Investor genau sieht, wofür und wie erfolgreich sein Kapital arbeitet.
Natürlich werden die Angebote im Bereich Crowdfunding und Crowdinvesting im Vorfeld genau geprüft. Es ist somit aufgrund der hohen Sicherheit und der guten Reputation der meisten Anbieter kaum möglich, an betrügerische Unternehmen zu gelangen oder in undurchsichtige Geschäftsmodelle zu investieren, die keine Gewinne versprechen.
Natürlich besteht ein Risiko, doch wird dies im Vorfeld klar benannt und kommuniziert. Des Weiteren ist meist möglich, direkt bei den Unternehmen nachzufragen und einzelne Sachverhalte und Vorhaben erläutert zu bekommen. Die Rendite steht übrigens bei jeder Investition im Vorfeld fest und wird zu einem ebenfalls feststehenden Termin ausgezahlt.
Selbiges gilt für die Laufzeit, die beim Crowdinvesting klar vorgegeben ist. Mit anderen Worten kann das eingesetzte Kapital nicht vorher abgezogen werden, weil dieses Vorgehen dem finanzierten Unternehmen die Geschäftsgrundlage entziehen würde.
Wie entscheiden zwischen Banken und Fintechs?
Wie lässt sich nun zwischen Banken und Fintechs entscheiden, wenn es um die eigene Geldanlage geht?
Diese Frage kann schnell und einfach beantwortet werden. Wer eine 100-prozentige Sicherheit mitsamt Einlagensicherung haben möchte, entscheidet sich für eine Festgeldanlage bei der Bank. Der Nachteil besteht im garantierten Geldverlust durch Zinsen, die unterhalb der Inflationsrate liegen. Der Vorteil liegt darin, dass auch nicht mehr verloren wird und ein Totalverlust ausgeschlossen ist. Das Geld ist sicher, bringt jedoch keine oder gar eine negative Rendite.
Bei Fintechs in Form von Crowdinvesting und Crowdfunding ist die Bandbreite deutlich höher. Risiken sind vorhanden, lassen sich aber dank der Fülle an gegebenen Informationen minimieren. Zudem besteht eine direktere Interaktion zwischen dem Investor und dem Unternehmen. Man weiß stets, wo das eigenen Geld ist und zu welchem Zweck dieses eingesetzt wird, was auch den Vorteil der Unterstützung sozialer oder umweltfreundlicher Zwecke haben kann.
Bei Banken ist vielfach unklar, worin diese investieren und viele Banken sind nachweislich auch in Rüstungsgeschäften oder anderen umstrittenen Bereichen tätig.