Die Schifffahrtsbranche
Die Schifffahrtsbranche
Die Schifffahrtsbranche ist eine der ältesten Branchen der Welt. Bereits die Neandertaler nutzten zum Überqueren von Gewässern Hilfsmittel, die in Flößen oder Einbäumen bestanden. Später wurden Schiffe zunehmend auch für den Handel genutzt und waren gleichzeitig Kriegsgeräte und Personentransporter.
Die Schifffahrtsbranche war und ist treibende Kraft des Welthandels und Wasser gilt als bester Transportweg, wenn es um große Volumina geht. Statistiken besagen, dass rund 90 Prozent des Welthandels über Schiffe abgewickelt wird, woran vor allem Stückgutschiffe aber auch Tankschiffe und Containerschiffe einen maßgeblichen Anteil haben.
Wenn umgangssprachlich von der Schifffahrtsbranche die Rede ist, geht es in erster Linie um die Seeschifffahrt. Genau genommen zählen aber auch Personenschiffe und die Binnenschifffahrt sowie die Fischerei hinzu, doch im klassischen Sinne ist die Schifffahrtsbranche eher auf die Handelswege auf den Weltmeeren bezogen. Besonders relevant ist hier die Verbindung zwischen Asien und Europa sowie über den Atlantik und Pazifik.
Die Geschichte von Schifffahrtsbranche und Seehandel lässt sich von der Antike über die legendären Entdecker Kolumbus, Vasco da Gama und Magellan bis in die Gegenwert nachzeichnen. Der Städtebund der Hanse basierte ebenso auf der damaligen Schifffahrtsbranche wie der Aufstieg der Städte Genua und Venedig oder der Reichtum Spanien und Portugals in der frühen Neuzeit. Auch die Niederlande und Großbritannien waren maßgeblich an der Entwicklung des maritimen Handels beteiligt, wobei insbesondere die British East India Company zu nennen ist.
Besondere Relevanz erlangte die Zeit seit der Industrialisierung, die einen regelrechten Boom mit sich brachte. So erleichterte der Suezkanal zwischen den ägyptischen Häfen Port Said und Port Taufiq eine enorme Beschleunigung des Handels zwischen Asien und Europa, während der 1914 eröffnete Panamakanal die Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik in Mittelamerika darstellt.
Ein weiterer Meilenstein war die „Erfindung“ des Containers im Jahr 1956 und die Umstellung auf den Containerhandeln seit Ende der 1960er Jahre, was auch den Aufstieg Asiens als Welthandelspartner bewirkte.
Situation der Schifffahrtsbranche
Insbesondere zu Beginn des 21. Jahrhunderts befand sich die internationale Schifffahrtsbranche in einer tiefen Krise. Überkapazitäten wurden abgebaut und verschiedene Unternehmen gerieten in Turbulenzen.
Hinzu kamen sinkende Fracht- und Charterraten, die den Reedereien deutlich zu schaffen machten. Die Konsolidierung ist jedoch schon im Gange und eine Reihe von Unternehmen aus der Schifffahrtsbranche sind Allianzen eingegangen oder haben gar fusioniert.
Von den Top 20 der größten weltweiten Reedereien des Jahres 2013 ist mehr als die Hälfte mittlerweile vom Markt verschwunden oder wurde von noch größeren Konkurrenten übernommen. Die Folge ist eine höhere Profitabilität und eine Rückkehr in die Gewinnzone.
Fakt ist, dass der Welthandel in den letzten Jahrzehnten weiter zugenommen hat und in diesem Bereich keine Abschwächung in Sicht ist.
Die Lage der deutschen Schifffahrtsbranche
Deutschland ist seit eh und je mit einigen wichtigen Reedereien in der internationalen Schifffahrtsbranche vertreten. Im Jahr 2017 rangierte die Bundesrepublik mit 2.720 Schiffen und 71 Millionen BRZ auf dem vierten Rang der weltweiten Schifffahrtnationen und wurde lediglich von China, Japan und Griechenland überholt.
Kennzeichnend für die vergangenen Jahre war eine schrittweise Modernisierung der Schiffe und ein klares Setzen auf Nachhaltigkeit. Bedenkt man, dass seit Januar 2020 die verschärften Emissionsrichtlinien der International Maritime Organisation (IMO) in Kraft sind und 2022 zudem neue Bestimmungen hinsichtlich des Ballastwassers gelten, kann sich dies als Wettbewerbsvorteil erweisen. Seit 2018 ist sowohl die Berichterstattung als auch die Verifizierung von CO2-Emissionen vorgeschrieben.
Überhaupt ist Klimaschutz ein großes Thema in der Schifffahrtsbranche und wird in den kommenden Jahrzehnten noch an Bedeutung gewinnen. Abzulesen ist dies sowohl an alternativen und hoch effizienten Antriebsformen als auch an der Gestaltung der Schiffe und dem Einsatz neuer Technologien.
Das Bundesverkehrsministerium gewährt mittlerweile Zuschüsse für Schiffe mit einem Flüssigerdgasantrieb (LNG), die nicht nur für den Neubau, sondern auch für die Umrüstung bestehender Schiffe fließen.
Investitionen in die Schifffahrtsbranche
In der Folge der Krisen der letzten Jahre sind vor allem die deutschen Kreditinstitute mit der Vergabe von Krediten für Unternehmen aus der Schifffahrtsbranche vorsichtiger geworden und haben das Feld weitgehend an Banken aus Großbritannien, den USA, China oder Skandinavien abgegeben.
Zunehmend Bedeutung erlangt das Crowdinvesting, dank dem sich die Reedereien mit Geld versorgen und im Gegenzug hohe Dividenden ausschütten. Die Geldgeber fungieren dabei als nachrangige Darlehensgeber und sind dank der Bündelung der Investition bereits mit Beträgen ab ca. 500 Euro in der Lage, in einen wachsenden Markt zu investieren.
Die Schiffe werden verchartert und die Einnahmen aus den Transportkosten fungieren als Rückflüsse an die Investoren.
Investitionen in die Schifffahrtsbranche sind sowohl durch Crowdinvesting in ganze Schiffe als auch in Form von Schiffsfonds und damit als direkte Unternehmensbeteiligung möglich. Des Weiteren existieren sogar Formen eines direkten Erwerbs von Containern und deren Bereitstellung für den Handel.
Die konkrete Abwicklung wird dabei selbstverständlich durch Vermittler durchgeführt, d.h. wer sich für ein Investment in der Schifffahrtsbranche entscheidet, muss nicht selber an Bord gehen oder mit Transportunternehmen in Kontakt treten.